Donnerstag, 20. September 2018
Die Zukunft der Nanowissenschaft
NIM-Konferenz
Die NIM-Konferenz "The Future of NanoScience" bot eine Plattform für lebhafte Diskussionen über die Entwicklung und Neuigkeiten dieses spannenden Feld. Die Forschungsthemen der beteiligten Wissenschaftler reichen von Quanten-Nanophysik über Nanosysteme zur Energieumwandlung bis hin zu biomolekularen und biomedizinischen Nanotechnologien.
Mit der Konferenz „The Future of Nanoscience“ ermutigte die Nanosystems Initiative Munich (NIM) vom 4. bis 6. September 2018 die Teilnehmer, sowohl die Erfolge der letzten zwölf Jahre NIM als auch das Potenzial der Nanotechnologien für die nächsten Jahre zu diskutieren und zu betrachten.
Unter den 17 eingeladenen internationalen Referenten waren viele bekannte Gesichter, die die Münchner Nanoforschung in der Vergangenheit aktiv mitgestaltet haben. Während einer Technologietransfer-Sitzung berichteten die Gründer von fünf NIM-Spin-off-Unternehmen über deren Entwicklung. Eine öffentliche Podiumsdiskussion unter dem Titel "Quo vadis Nanowissenschaft" beleuchtete die Zukunft der Nanotechnologie aus unterschiedlichen Perspektiven. Eine Postersession bot den teilnehmenden Doktoranden und PostDocs die Gelegenheit, aktuelle Forschungsergebnisse vorzustellen. In einer speziellen Session präsentierten die Koordinatoren der fünf Forschungsbereiche des Exzellenzclusters die wissenschaftlichen Höhepunkte von NIM der vergangenen zwölf Jahren bis heute.
Die wunderschöne Umgebung der Evangelischen Akademie Tutzing direkt am Starnberger See trug zur inspirierenden und anregenden Atmosphäre bei. Sie lud die Wissenschaftler ein, beim Gartenspaziergang, auf bequemen Liegestühlen am See, oder bei einem erfrischenden Bad zu diskutieren. Ein genussvoller Höhepunkt war das Konferenzdinner im Rahmen einer Schifffahrt.
Alte Hasen und Newcomer
Führende Protagonisten aller NIM-Forschungsbereiche gaben Einblicke in ihre aktuelle Forschung und ihre zukünftigen Pläne. Zum Beispiel enthüllten Paul Chaikin von der New York University und
William Shih von der Harvard Medical School erstaunliche Ausblicke auf die Möglichkeiten der Verwendung von DNA-Origami-Techniken für die Realisierung komplexer 3D-Strukturen.
Ib Chorkendorff von der TU Dänemark sowie
Michael Wasielewski von der Northwestern University präsentierten ihre Forschung zu neuen Nanostrukturen für die künstliche Photosynthese.
Klaus Ensslin und
Andreas Wallraff, beide an der ETH Zürich, zeigten ihre Beiträge zur Entwicklung möglicher Quantencomputer. Im Bereich der Nanomedizin gab
Kazunori Kataoka von der University of Tokyo einen beeindruckenden Überblick über selbstorganisierte supramolekulare Nanosysteme für die intelligente Diagnose und gezielte Therapie von therapieresistenten Erkrankungen. Ehemalige NIM-Mitglieder, die heute Professoren an renommierten Universitäten weltweit sind, haben mit ihren Vorträgen eindrucksvoll bewiesen, wie erfolgreich NIM bei der Nachwuchsförderung ist.
Während der Postersession nutzten 55 Doktoranden und Postdocs von NIM die Möglichkeit, ihre jüngsten Ergebnisse im wunderschönen Rosengarten vor dem Konferenzsaal zu präsentieren. Ein Komitee, bestehend aus fünf jungen NIM-Wissenschaftlern, wählte die besten Poster für den Posterpreis aus, einen für jedes Forschungsgebiet von NIM.
„Quo vadis Nanowissenschaft?" - Podiumsdiskussion
Die öffentliche Podiumsdiskussion konzentrierte sich hauptsächlich auf die wichtigsten wissenschaftlichen Visionen von NIM: Quantencomputer, Nano-Fabrikation, künstliche Photosynthese, künstliche Zellen und intelligente Nanotransporter für zielgerichtete Medizin.
Auf dem Podium saßen der Wissenschaftshistoriker Christian Kehrt, der Astrophysiker, Philosoph und Wissenschaftsjournalist
Harald Lesch, der Chemiker
Robert Schlögl, die Biophysikerin
Petra Schwille sowie
Gerhard Abstreiter und
Jörg P. Kotthaus, beide Physiker und Gründungskoordinatoren von NIM, die die Diskussion leiteten. Mit „Ois is nano!“ („Alles ist nano!“), einem Zitat des Biophysikers
Hermann Gaub, begann Gerhard Abstreiter die Diskussion, und fügte erweiternd hinzu: „Vui is nano, aber net ois“ („Fast alles ist Nano - oder nicht?“)
Die sechs Wissenschaftler stellten jeweils ihre Ideen zur zukünftigen Entwicklung der Nanowissenschaften und der Nanotechnologien vor. Denn diese sind von grundlegender Bedeutung für fast alle Prozesse des Lebens und standen schon lange bevor der Begriff „nano“ aufkam im Fokus von Forschung und Technologie. Die Themen der Diskussion reichten von Quanteninformationsverarbeitung und künstlicher Intelligenz über den Klimawandel und die CO2-Problematik, nachhaltige Energiequellen, das Auftreten von Mikroplastik in der Natur bis hin zu Nano-Therapien und Diagnostika in der Medizin. Nach 90 Minuten Diskussion nutzte das Publikum die Chance, Fragen zu all diesen Themen zu stellen.
Eine NIM-Doktorandin stieß das letzte Diskussionsthema an, nämlich die Perspektive für Studenten, die „Nanowissenschaftler“ werden wollen. Überraschenderweise war sich das Podium einig, zunächst Physik oder Chemie zu studieren, um ein Fundament aufzubauen und elementares Wissen zu erwerben, und sich erst anschließend im Gebiet der Nanowissenschaften zu spezialisieren.
NIM als Wiege fantastischer Ideen - Technologietransfer
Im Laufe der Jahre gelang es einigen ehemaligen NIM-Wissenschaftlern ihre Forschungsarbeit als Grundlage für eigene Spin-off-Unternehmen zu nutzen. In der Technologietransfer-Sitzung gaben fünf erfolgreiche NIM-Alumni spannende Einblicke in die Entwicklung ihrer Ideen zur Unternehmensgründung, und ihr Wachstum von kleinen Firmen zu großen Akteuren auf dem globalen Markt.
Einige, wie GNA Biosolutions, ibidi, Nanion und NanoTemper sind noch immer unabhängige Unternehmen; andere wurden Teil von größeren Konzernen, so ist attocube systems jetzt Teil der Wittenstein SE.
Dennoch haben sie alle ihren Sitz in München behalten und stehen als Mitglieder des NIM Spin-off Clubs in engem Kontakt zur NIM-Community.
Ein großer Erfolg - Highlights von NIM
Seit ihrem Start im Jahr 2006 hat die Nanosystems Initiative Munich Forschungsgruppen aus Physik, Biophysik, Physikalischer Chemie, Biochemie, Biologie, Elektrotechnik und Medizin an der LMU, der TUM und der Universität Augsburg aktiv zusammengeführt. Das übergreifende Ziel war und ist es, ein anerkanntes Zentrum für Nanowissenschaften in Deutschland zu schaffen.
Die Koordinatoren der fünf NIM-Forschungsbereiche bestätigten den Erfolg dieser Bemühungen mit ihren Vorträgen in der Sondersitzung „Highlights of NIM“. Sie blickten darin auf die zwölf Jahre des Exzellenzclusters zurück und wagten auch einen Blick in die Zukunft.
Rudolf Gross (TUM) referierte über das Gebiet der Quanten-Nanophysik,
Achim Wixforth (Universität Augsburg) präsentierte die Erfolge des Bereichs Hybride Nanosysteme,
Thomas Bein (LMU) beschäftigte sich mit Nanosystemen für die Energiewandlung,
Erwin Frey (LMU) mit biomolekularen Nanosystemen und
Ernst Wagner (LMU) mit biomedizinischen Nanotechnologien.
Diese Sitzung, wie auch die anderen auf der Konferenz, zeigten deutlich den großen Erfolg der Nanosystems Initiative Munich in diesem stark interdisziplinären Forschungszweig. NIM konnte in den vergangenen zwölf Jahren eine lebendige Forschungsgemeinschaft und Infrastruktur im Raum München aufbauen und stärken.
Es sieht sehr danach aus, dass diese Gemeinschaft und das internationale Netzwerk rund um NIM auch in Zukunft weiterwachsen und erstarken werden. (IA)