Donnerstag, 13. September 2018
Die Vermessung der Nanowelt
Physik

FRET-Technologie: Jetzt DNA-Molekülen vermess-bar im Subnanometer-Bereich. Quelle: H. Sanabria, N. C. Vishnu (Univ. Clemson)
Forscher haben eine Methode zur Bestimmung von Abständen innerhalb einzelner Moleküle entscheidend verbessert.
Die sogenannte Einzelmolekül-FRET-Methode ermöglicht es, die Bewegungen einzelner Moleküle in lebenden Zellen in Echtzeit zu beobachten. Diese Informationen sind wichtig, um grundlegende Lebensprozesse zu verstehen. Einer weltweiten Kooperation, an der insgesamt 20 Labore beteiligt waren, ist es nun gelungen, die Methode entscheidend zu verbessern. Zu diesem Erfolg beigetragen haben auch die LMU-Wissenschaftler Professor Thorben Cordes, Professor Don C. Lamb und Professor
Philip Tinnefeld, und die ehemaligen NIM-Wissenschafter Professor
Jens Michaelis and Professor
Thorsten Hugel , die mit ihren Laboren an der aktuell im Fachmagazin
Nature Methods veröffentlichten Studie mitgewirkt haben.
FRET (Förster Resonance Energy Transfer) funktioniert ähnlich wie Näherungssensoren im Auto: Dort warnen Pieptöne umso lauter oder häufiger, je näher der Fahrer einem Objekt kommt. Bei FRET werden Distanzen nicht akustisch, sondern mithilfe von Licht erfasst. Dabei werden abstandsabhängige Veränderungen des Fluoreszenz-Lichts zweier Farbstoffe mit empfindlichen Mikroskopen gemessen.
Bisher wurde FRET vor allem dazu verwendet, Veränderungen relativer Abstände zu messen – etwa, ob sich Moleküle annähern oder voneinander entfernen. Die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse wurden jedoch stets in Frage gestellt. Nun haben die Wissenschaftler die Methode so verfeinert, dass die Ergebnisse selbst im Sub-Nanometerbereich reproduzierbar waren. Dies wiesen sie durch den Einsatz unterschiedlicher Mikroskope und Analysesoftware nach. Damit können nun absolute Abstände zwischen Biomolekülen bis auf ein Millionstel der Breite eines menschlichen Haares exakt gemessen werden. Die neue Methode wird es nach Ansicht der Wissenschaftler zukünftig ermöglichen, die räumliche Anordnung beweglicher Biomoleküle zu erfassen oder sogar deren Struktur zu bestimmten. Geleitet wurde die Studie von Wissenschaftlern der Universitäten Freiburg, Düsseldorf, Ulm und Sheffield (Großbritannien).
Quelle: LMU Pressestelle
Publikation:
Precision and accuracy of single-molecule FRET measurements-a multi-laboratory benchmark study.
Hellenkamp B, Schmid S, Doroshenko O, Opanasyuk O, Kühnemuth R, Rezaei Adariani S, Ambrose B, Aznauryan M, Barth A, Birkedal V, Bowen ME, Chen H, Cordes T, Eilert T, Fijen C, Gebhardt C, Götz M, Gouridis G, Gratton E, Ha T, Hao P, Hanke CA, Hartmann A, Hendrix J, Hildebrandt LL, Hirschfeld V, Hohlbein J, Hua B, Hübner CG, Kallis E, Kapanidis AN, Kim JY, Krainer G, Lamb DC, Lee NK, Lemke EA, Levesque B, Levitus M, McCann JJ, Naredi-Rainer N, Nettels D, Ngo T, Qiu R, Robb NC, Röcker C, Sanabria H, Schlierf M, Schröder T, Schuler B, Seidel H, Streit L, Thurn J, Tinnefeld P, Tyagi S, Vandenberk N, Vera AM, Weninger KR, Wünsch B, Yanez-Orozco IS, Michaelis J, Seidel CAM, Craggs TD, Hugel T. Nat Methods 2018 Sep;15(9):669-676. doi: 10.1038/s41592-018-0085-0. Epub 2018 Aug 31.
Kontakte:
Prof. Dr. Don C. Lamb
Department Chemie
Physikalische Chemie I
Ludwig Maximilians University München
Butenandtstraße 11, Building B
D - 81377 München
Tel: +49 – (0)89 – 2180 77564
E-Mail: d.lamb(at)lmu.de
Web: www.cup.lmu.de/pc/lamb/index.html
Prof. Dr. Philip Tinnefeld
Department Chemie
Physikalische Chemie
Ludwig Maximilians Universität München
Butenandtstraße, Building E
D - 81377 München
Tel: +49 – (0)89 – 2180 77549
E-Mail: Philip.tinnefeld(at)cup.lmu.de